Museum für Haustierkunde „Julius Kühn“

Der ehemalige Haustiergarten

Hörsaalgebäude des Landwirtschaftlichen Instituts um 1900 Landwirtschaftliches Institut 1903
Neues Hörsaalgebäude des Landwirtschaftlichen
Instituts um 1900
 
Landwirtschaftliches Institut 1903
 

Die Gründung

Im Jahr 1863 erfolgte die Gründung des Landwirtschaftlichen Instituts an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. In Deutschland wurde erstmalig in Halle das Landwirtschaftsstudium eingeführt.
Das Neuartige dieses universitären Studienfaches war gegenüber den bis dahin üblichen Landwirtschaftlichen Akademien, dass neben einem zweisemestrigen naturwissenschaftlichen Grundlagenstudium und vier Fachsemestern auch praktische und experimentelle Möglichkeiten zum Studium gehörten.
Zu Demonstrations- und Forschungszwecken ist beispielgebend ein systematischer Pflanzgarten, ein 113 Hektar großes landwirtschaftliches Versuchsfeld mit dem bis heute andauernden Versuch „Ewiger Roggen“ und der Haustiergarten mit seinen Stallungen und Tieren eingerichtet worden.

Kühn´s Idee

Der Haustiergarten sollte nach Julius Kühn´s Idee zur Präsentation möglichst vieler Haustierrassen und der mit ihnen verwandten Tierarten dienen, um den Unterricht in der Tierzuchtlehre zu veranschaulichen.
Bei der Konzipierung eines Studiums der Landwirtschaft ging er mit der Errichtung dieser Anschauungsobjekte völlig neue Wege.


Haustiergarten des Landwirtschaftlichen Instituts 1888 Lageplan von 1910
Haustiergarten des Landwirtschaftlichen Instituts 1888
 
Lageplan des Landwirtschaftlichen Instituts um 1910
 
      

Der Haustiergarten wurde von 1865 bis 1888 erbaut.
Julius Kühn erwarb dazu mehrere Grundstücke zwischen der Ludwig-Wucherer-Straße, der Adam-Kuckhoff-Straße und der Emil-Abderhalden-Straße, worauf im Sommer 1865 das erste größere Stallgebäude errichtet wurde. Bis 1888 war der weitere Aufbau des Haustiergartens in seinen wesentlichen Teilen abgeschlossen. Zu ihm gehörten Stallanlagen für Rinder, Pferde, Esel, Schweine, Schafe, Ziegen, Hunde, Kaninchen, Gänse, Enten und Hühner sowie die dazugehörigen Wirtschaftsgebäude.
Die Gesamtanlage wird zurzeit zum Geistes- und Sozialwissenschaftliches Zentrum (GSWZ) umgebaut.

Haustiergarten mit Ausläufen für die Tiere
Haustiergarten mit Ausläufen für die Tiere 1911
 

Die Aufgaben

 

Im Haustiergarten wurden in seiner reichlich einhundertjährigen Geschichte in manchen Jahren fast 1000 Tiere für Demonstrationszwecke und Zuchtversuche gehalten. Er wirkte wie ein Zoo, in dem nicht nur die verschiedensten Haustierarten mit ihren zahlreichen Rassen aus geografisch entfernten Gebieten vertreten waren, sondern, soweit wie möglich, auch ihre wilden Stammformen.
Die Studenten hatten dadurch die Möglichkeit, sich Kenntnisse über die Abstammung, über Umfang, Richtung und Nutzbarkeit der Variabilität der Haustiere anzueignen und zu festigen.
Im Haustiergarten (Ausläufen für die Tiere) mit Domänenrat Menzel
Im Haustiergarten mit Ausläufen
für die Tiere mit Domänenrat Menzel
 

Es war eine einzigartige Haustiersammlung, wie sie nirgendwo anders in der Welt beieinander war.
Besonders wertvoll waren die in freier Wildbahn inzwischen ausgestorbenen Wildpferde (Equus przewalskii POL).
Im Jahr 1901 konnten in der Wüste Gobi von einer Tierfangexpedition der Firma Hagenbeck 51 Fohlen eingefangen werden. Davon erreichten mit mongolischen Ammenstuten 28 lebend Hamburg. Von dort erwarb Julius Kühn ein Hengst- und ein Stutfohlen für den Haustiergarten.
Mit diesen und später eingefangenen Tieren wurde in Halle, in zoologischen Gärten und in Wildschutzgebieten der heutige Weltbestand dieser letzten Wildpferde aufgebaut.

Die Sammlung

Das Gesammelte ist sorgfältig bezeichnet worden, so dass mit der nachträglichen Aufbereitung begonnen werden konnte.
An und mit diesem Tierbestand konnten Fragen zur Haltung, zur Fütterung, zur Fruchtbarkeit - insbesondere bei Rassen- und Artkreuzungen - nachgegangen werden. Wichtige Exemplare sind skelettiert worden und für vergleichende osteologische Untersuchungen herangezogen worden.
Noch heute sind die Mitarbeiter des Museums mit der Katalogisierung, der Pflege und Auswertung der Bestände beschäftigt.
Der Haustiergarten existierte bis 1969.

Heute ist die historisch gewachsene Skelettsammlung, die von den Tiermaterialien des Haustiergartens begründet wurde, in zwei Gebäudeteilen untergebracht, erstens oberhalb der Ausstellungsräume und zweitens im ZNS.

Sammlungssaal im Institut für Tierzucht 1915 Magazinraum für das Museum 1996
Sammlungssaal im Institut für Tierzucht 1915
 
Magazinraum für das Museum 1996
 
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