Endfassung vom 10. Juli 2003

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 AG Hochschulstrukturen

Bericht des Vorsitzenden Dr. Winfried Benz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

INHALT

 

 

 

A. Auftrag, Mitglieder und Selbstverständnis der Arbeitsgruppe................... 4

A1. Auftrag. 4

A.2 Mitglieder der Arbeitsgruppe...... 4

A.3 Selbstverständnis der Arbeitsgruppe...... 5

B. Erörterungen zu einzelnen Fächern...... 6

Ingenieurwissenschaften.. 6

Chemie und Pharmatechnik.... 8

Architektur und Bauingenieurwesen............ 9

Design. 9

Landwirtschaft.. 10

Lehrerbildung.... 12

Sprache, Technik, Kommunikation. 13

Informatik.......... 13

Wirtschaftswissenschaften 14

Musik. 15

Sozialwesen...... 15

Musiktherapie... 16

Das Studienangebot der Hochschule Magdeburg-Stendal am Standort Stendal 16

Nicht explizit besprochene Fächer 18

C. Querschnittsfragen ohne Fächerbezug................. 19

Hochschulplanung.......... 19

Budgetierung, Zielvereinbarungen, integrative Mittelvergabe.... 21

Schließung / Fusion von Standorten........ 22

Verhältnis der Ausbildungskapazität von Fachhochschulen und  Universitäten..... 22

Kooperation der Universitäten und Fachhochschulen 22

Zusammenarbeit der Hochschulen mit staatlich finanzierten und privat finanzierten Forschungseinrichtungen 24

Dienstleistungen der Hochschulen und deren Einnahmesituation, An-Institute 24

Wissenschaftszentrum Wittenberg........ 25

D. Umsetzungsfragen......... 26

 


 

 

 

 

 

 

 

 

Abkürzungen

 

Aus Zweckmäßigkeitsgründen werden für die Hochschulen im Text folgende Abkürzungen benutzt:

MLU     Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

OvG      Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

HKD             Hochschule für Kunst und Design, Burg Giebichenstein, Halle

HAh             Hochschule Anhalt (FH), Hochschule für angewandte Wissenschaften

HHz             Hochschule Harz, Hochschule für angewandte Wissenschaften (FH)

HMd             Hochschule Magdeburg-Stendal (FH)

HMe             Fachhochschule Merseburg

 

 

 


A. Auftrag, Mitglieder und Selbstverständnis der Arbeitsgruppe

A1. Auftrag

Der Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt, Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz, hat im März 2003 eine Arbeitsgruppe unter dem Vorsitz des langjährigen Generalsekretärs des Wissenschaftsrates Dr. Winfried Benz zu seiner Beratung bei der Vorbereitung eines neuen Landeshochschulstrukturplanes hinzugezogen. Als Ziele des künftigen Hochschulstrukturplanes  wurden die Schaffung leistungsfähiger Standortprofile der Hochschulen und wettbewerbsfähiger Kooperationsstrukturen im Wissenschaftssystem  benannt. Anlass hierfür sei die Haushaltssituation des Landes, die eine 10%ige Kürzung der Landesmittel für die Hochschulen ab dem Haushaltsjahr 2006 erforderlich mache. Als wesentliche Bezugspunkte der Arbeit wurden einschlägige Empfehlungen des Wissenschaftsrates, Bericht und Empfehlungen der Arbeitsgruppe Wissenschaftsstruktur des damaligen Kultusministers des Landes Sachsen-Anhalt vom April des Jahres 2001 und ein sich unter anderem darauf beziehender Planungsanstoß des Kultusministeriums vorgegeben.

A.2 Mitglieder der Arbeitsgruppe

Frau Prof. Dr. Assenmacher  Rektorin der Hochschule Harz, Hochschule f. angew. Wissenschaften (FH)

Herr Dr. Benz                                 Generalsekretär a.D. des Wissenschaftsrats

Herr Prof. Ehrler   Rektor der Hochschule für Kunst und Design Halle, Burg Giebichenstein

Herr Prof. Dr. Geiger   Rektor der Hochschule Magdeburg-Stendal (FH)

Herr Prof. Dr. Grecksch   Rektor der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Frau  Kretschmer  Geschäftsführerin und Arbeitsdirektorin der
Buna Sow Leuna Olefinverbund GmbH

Herr Prof. Dr. Olbertz   Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt

Herr Prof. Dr. Orzessek   Rektor der Hochschule Anhalt (FH), Hochschule f. angew. Wissenschaften

Herr Prof. Dr. Pollmann   Rektor der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Herr Prof. Dr. Zwanziger   Rektor der Fachhochschule Merseburg

 

Ständiger Gast der Arbeitsgruppe war  Staatssekretär Wolfgang Böhm.

Zur Unterstützung der Arbeitsgruppe, auch durch Wahrnehmung der Geschäftsstellenarbeit, nahmen Frau Morche und die Herren Dr. Bartsch, Dr. Gall, Neumann und Dr. Wünscher  vom Kultusministerium regelmäßig an den Arbeitssitzungen teil.

A.3 Selbstverständnis der Arbeitsgruppe

Die Arbeitsgruppe hat insgesamt acht Sitzungen durchgeführt, darunter eine zweitägige Klausur und eine Sitzung ohne das Land. An einer Sitzung hat auf Einladung des Ministers zeitweise der Vorsitzende des Allgemeinen Hauptpersonalrats (AHPR) Herr Andreas Dieckmann teilgenommen, mit dem vor allem ausführlich darüber gesprochen wurde, weshalb die Arbeitsgruppe an ihren Sitzungen keinen Vertreter des AHPR beteiligt.

    

Die Arbeitsgruppe hat auf Grund ihrer überwiegenden Zusammensetzung aus der Rektorin und den Rektoren sämtlicher Hochschulen des Landes, die nicht nur Sachverständige, sondern ebenso Repräsentanten und Leiter ihrer Hochschulen sind, davon abgesehen, eigene Empfehlungen zu einem neuen Hochschulstrukturplan zu erarbeiten. Im Vordergrund der Arbeit stand vielmehr die kritische Analyse und Bewertung der Vorschläge des Planungsanstosses des Kultusministeriums einschließlich der Entwicklung von Alternativen. Nachfolgend berichtet der Vorsitzende über die Ergebnisse ihrer Arbeit, die zum Teil unstrittig sind, zum Teil aber auch kontroverse Diskussionslagen widerspiegeln. Soweit die eigene Hochschule betroffen war, hat der/die jeweilige Rektor/Rektorin je nach Sachlage gegebenenfalls seinen Vorbehalt oder seine Ablehnung einer von der Arbeitsgruppe insgesamt getragenen oder von Seiten des Ministers geäußerten Überlegung deutlich gemacht.

 

Die vorgesehenen Einsparmaßnahmen des Landes waren von der Arbeitsgruppe nicht zu  bewerten. Ihre grundsätzlich kritische Position dazu haben die Rektoren in öffentlichen Erklärungen und in direkten Gesprächen mit dem Minister und anderen Vertretern der Landesregierung wiederholt zum Ausdruck gebracht. Die Arbeitsgruppe hat ihre Überlegungen insbesondere zur künftigen Hochschulstruktur des Landes formuliert, um im Rahmen ihrer Möglichkeiten einen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit der Hochschullandschaft des Landes Sachsen-Anhalt zu leisten.


B. Erörterungen zu einzelnen Fächern

Ingenieurwissenschaften

Bei vergleichbarer Ausbildungskapazität an Universitäten und Fachhochschulen sind die Kapazitäten vor allem an den Universitäten unterausgelastet. Das Auslastungsdefizit führt bisher nicht zu verstärkten Anstrengungen in der Forschung mit herausragenden Forschungsleistungen.

 

Die Ingenieurwissenschaften an der OvG sind profilbestimmend. Der unbefriedigenden Auslastung der Ingenieurwissenschaften an der OvG stehen nach ihrer Aussage erfolgreiche Anstrengungen z.B. in der Weiterbildung, im Postgraduiertenstudium einschließlich der Betreuung einer wachsenden Zahl ausländischer Promovenden und beim Drittmittelaufkommen gegenüber. Das Profil der technischen Fakultäten ist u.a. durch die enge Abstimmung mit dem Max-Planck-Institut Dynamik komplexer technischer Systeme, dem Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und Fabrikautomation, dem Institut für Automation und Kommunikation sowie mit dem DLR bestimmt. Die Experimentelle Fabrik entwickelt im Schwerpunkt Integrierte Produktsysteme die Prozesskette von der Grundlagenforschung bis zur Entstehung marktbezogener Produkte und Verfahren. Das InnoRegio-Projekt Automation hat die Ingenieurfakultäten in eine strategische Position bei der Neustrukturierung einer für das Land wichtigen Industriebranche gebracht. Im Zuge der Strukturveränderungen wird die OvG die Schwerpunktbildung und die Verbesserung der Organisationsstruktur überprüfen.

 

Einsparungen in den Ingenieurwissenschaften der MLU sind vor dem Hintergrund der Auslastungsdefizite möglich. Entsprechende Senatsbeschlüsse deklarierten allerdings ein universitäres Studienangebot mit dem Abschluss Dipl.-Ing. unter Schwerpunktsetzung in der Materialwissenschaft und in den Bioingenieurwissenschaften  als für die Universität unverzichtbar. Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe empfiehlt  das Hinzuziehen von externen Fachleuten zur Klärung, wie viele  ingenieurwissenschaftliche Professuren bei dieser Schwerpunktsetzung an der MLU noch erforderlich sind. Die Position der MLU und des Landes sind durch den Verlauf der Diskussion nicht mehr unüberbrückbar.

 

Der Bezug zum industriellen Ballungsraum im südlichen Sachsen-Anhalt (Chemiedreieck) muss sich in den Hochschulstrukturen und Ausbildungsschwerpunkten der Region widerspiegeln. Dies ist auch für die Bildung von  Forschungsverbünden mit überregionaler oder   internationaler Bedeutung wichtig. Die regionale Bedeutung der Ausbildung von entsprechendem Nachwuchs darf nicht unterschätzt werden. In diesem Zusammenhang sollte sich die HMe noch deutlich stärker konzentrieren und profilieren. Angesichts der Profilschärfung  der Ingenieurwissenschaften an der MLU auf die Belange der Material- und Biowissenschaften bietet sich hier für die Hochschule Merseburg eine große Chance. Folgendes Potential für die chemiebezogenen Ingenieurwissenschaften der Hochschulen Halle und Merseburg ist zu erkennen: Gemeinsame Berufungen mit dem Institut für Angewandte Polymerforschung Potsdam / Golm, Kooperation mit dem MPI für Mikrostrukturphysik, Interdisziplinarität mit der Medizinischen  Fakultät der MLU in den Bereichen Bio- und Materialwissenschaften, erheblicher  Drittmittelzufluss, Kooperation mit dem Fraunhofer Institut für Werkstoffmechanik Halle, Kooperation mit dem  Demonstrationszentrum (angewandte Forschung) in Schkopau.

 

Auf die regionalen Anforderungen sollte durch verstärkte Kooperation zwischen der HMe und der MLU auf dem Gebiet der Ingenieurwissenschaften reagiert werden. Hierüber sind sich die Hochschulen auch einig. Das Modell eines gemeinsamen Studiengangs Chemieingenieurwesen MLU / HMe bei konsequenter Modularisierung wäre ein gutes Beispiel der Kooperation über die Grenzen von Hochschularten hinweg, führte zu einem erheblichen Einsparpotential an beiden Einrichtungen infolge frei werdender Professuren und könnte ein Modell für die Kooperation zwischen Universitäten und Fachhochschulen werden. Anknüpfend an diesen gemeinsamen Studiengang Chemieingenieurwesen empfiehlt es sich, die Ressourcen des Chemieingenieurwesens am Standort Merseburg zu konzentrieren. Entsprechend sind die Profile der HAh in Köthen und der HMe umzuorientieren. Die Bedürfnisse der regionalen Wirtschaft (Chemiedreieck) erfordern leistungsfähige Ausbildungskapazitäten des Chemieingenieurwesens. Eine neue Hochschulstruktur hat diesen Erfordernissen bei der überragenden Bedeutung der chemischen Industrie für die Wirtschaft des Landes Rechnung zu tragen. Für die Umwelttechnik ist der Bezug zum industriellen Ballungsraum der Region Merseburg gleichfalls ein Standortargument für die HMe.

 

Auch in Magdeburg ist der Kooperationsstand zwischen Universität und Fachhochschule im Bereich der Ingenieurwissenschaften unbefriedigend und zu verbessern. Insbesondere sind komplementäre Zusammenhänge herzustellen. Die Hochschulen haben in den Ingenieurwissenschaften mit gemeinsam getragenen Studienangeboten begonnen.

 

Das ingenieurwissenschaftliche Gesamtangebot der Fachhochschulen in Sachsen-Anhalt verteilt sich auf vier Standorte. Die Auslastung ist insgesamt deutlich besser  als im universitärem Bereich. Angesichts relativ niedriger Absolventenzahlen und einer z. T. kleinteiligen Profilierung sind dennoch strukturelle Veränderungen indiziert. Der Maschinenbau kann auf die HAh und die HMd konzentriert werden. Die Service-Funktion u.a. für das Chemieingenieurwesen und die Drittmittelstärke sprechen allerdings gegen einen vollständigen Rückbau an der HMe. Am Standort Köthen der HAh können ressourcensparende Synergien zwischen Maschinenbau und Verfahrenstechnik stärker genutzt werden.

Die  Elektrotechnik ist in ihrer Servicefunktion innerhalb der  Ingenieurwissenschaften  unverzichtbar. Sie muss aber nicht an allen vier Standorten ein eigenständiges Profil aufweisen. Zwischen der HAh und der HMe kann im Bereich der Elektrotechnik intensiver kooperiert werden. Unter Beibehaltung der Grundversorgung an den beiden Hochschulen kann der Studiengang Elektrotechnik an einem Standort konzentriert werden. Gegen den Rückbau der Elektrotechnik an der HAh sprechen deren Drittmittelstärke und die Studierendennachfrage. Für die Studienangebote in der Automatisierungstechnik empfehlen sich Zusammenfassungen und Profilierungen.

 

Chemie und Pharmatechnik

Pharmatechnische Studiengänge werden an zwei Fachhochschulen angeboten. Die Studiengänge sind zwar nur auf geringe Kapazitäten angelegt, aber dennoch  nicht ausgelastet. Deshalb wurde erörtert, sie an einem Standort zusammenzufassen. Beide Hochschulen führen als Gründe für den Verbleib der Studiengänge die Verbindung zur örtlichen Wirtschaft und die Querbezüge zu anderen Fachgebieten,  die existierenden labortechnischen Ausstattungen sowie den geringen Einspareffekt bei Schließung an einem Standort an. Eine Stärkung dieses Bereiches wird in der Kooperation mit der Verfahrenstechnik und der Chemie, auch der Chemie in Merseburg, gesehen.

 

Was für das Chemieingenieurwesen gilt, gilt an den Fachhochschulen nicht minder für das Fach Chemie. Die HMe ist prädestiniert für die Kooperation mit der chemischen Industrie. Beide Seiten sollten die Möglichkeiten der Zusammenarbeit wesentlich intensiver nutzen. Die Altersstruktur des Lehrkörpers bietet in den kommenden Jahren Gelegenheit zur Profilschärfung und zur Abstimmung mit diesem Bereich der HAh, was auch der empfohlenen Merseburger Profilierung in den Ingenieurwissenschaften zugute kommen kann.

 

Das Kultusministerium sieht deshalb verschiedene Gründe dafür, die Ressourcen mit verfahrenstechnischer Orientierung an die HAh und die mit chemischer Orientierung an die HMe zu überführen. In Köthen könnte ein neuer übergreifender Fachbereich entstehen, der die Verfahrenstechnik, die Biotechnologie, die Pharmatechnik, die Lebensmitteltechnologie, den  Maschinenbau und das Wirtschaftsingenieurwesen integriert. Hierfür ist das Profil der HAh geeigneter als das der HMd, weil in Magdeburg die fachlichen Querbezüge geringer sind. Allerdings ist nach Aussagen ihres Rektors die Kooperation der HMd mit der diesbezüglichen örtlichen Wachstumsbranche ausgeprägt.

Architektur und Bauingenieurwesen

Das Parallelangebot in Dessau und Magdeburg muss bei konsequenter Profilierung und Schwerpunktbildung nicht aufrecht erhalten werden. In dem mit Sachsen-Anhalt vergleichbaren Land Schleswig-Holstein hat kürzlich eine Expertenkommission empfohlen, beide Fächer künftig nur noch an einem Hochschulstandort im Land anzubieten, auch, weil Bauen zukünftig verstärkt Bauen im Bestand sein werde.  In den neuen Bundesländern kommt die Aufgabe des Rückbaus der Städte  hinzu. Für das Kultusministerium ist die Schwerpunktbildung mit Architektur in Dessau und Bauingenieurwesen in Magdeburg unabweislich. Allerdings wird der Architekturstandort Dessau bisher nicht zwingend durch die Existenz und damit das Kooperationspotential des Bauhauses gerechtfertigt. Dabei ist die Bedeutung des Standortes für die Gewinnung ausländischer Studierender und Gastdozenten auf den Gebieten der Architektur und Design unbestritten. Das Potential des Standortes soll künftig u.a. durch eine verstärkte Kooperation mit dem Bauhauskolleg genutzt werden. An der HMd soll das Bauingenieurwesen mit dem fachlichen Bezug auf die Anforderungen der Wasserwirtschaft profiliert werden. Bei der Ausrichtung der Fachrichtung Bauingenieurwesen sind die nachweislich starken konjunkturellen Schwankungen der Bauwirtschaft zu berücksichtigen, die eine solche Profilierung in Magdeburg nahelegen.

Design

Der Vorsitzende hält drei Hochschul-Standorte für Design im kleinen Land Sachsen-Anhalt für problematisch. Der Standort Magdeburg lässt sich nur bei strikter Profilierung und Konzentration auf das Produkt- und Industriedesign in enger Abstimmung mit den Anforderungen des dortigen Fachbereichs Maschinenbau weiterhin rechtfertigen. Es bietet sich an, an der HMd Maschinenbau mit Design und Elektrotechnik in einem großen Bereich Ingenieurwissenschaft zusammenzuführen. Auch zur Ressourcenschonung ist  die Kooperation mit der OvG zu suchen, die u. a.  über eine Gruppe Industriedesign verfügt. Die beiden Fachhochschulen mit Designangebot müssen enger kooperieren, ihre Studiengänge komplementär gestalten und durch Modularisierung die Möglichkeit bieten, Kapazitäten zu sparen und zusammen mit der HKD konsekutive Studienangebote zu gestalten.

 

Die Profilierung der Fachbereiche Design im Lande bietet  Anlass für eine Erörterung der Leitfunktion des Fachbereichs Design der HKD (Studienangebote, angewandte Forschung). Der Vorsitzende empfiehlt eine stärkere Rolle der HKD bei der Neuorganisation der Designbereiche im Land. Abstimmungsgespräche zwischen HKD und den beiden Fachhochschulen sind inzwischen in Gang gekommen. Im übrigen erwartet die HKD eine Initiative des Landes zur Ausgestaltung ihrer Leitfunktion. Aus der Sicht des Kultusministeriums sind hinsichtlich der Leitfunktion von Hochschulen institutionalisierte Strukturen insbesondere bei komplementären Angebotsstrukturen wichtig.

 

Im Rahmen der Profilierung der HKD wird die Stellung und der Bezug der Innenarchitekten zum Design erörtert. Da die HKD einen Studiengang Innenarchitektur mit einer Ausbildung oberhalb des von der Architektenkammer geforderten Niveaus anbietet, muss nach Auffassung des Kultusministeriums die HKD die Überkapazitäten in diesem Bereich kritisch analysieren und hieraus Konsequenzen ziehen. Die Profilierung der HKD bietet die Möglichkeit verstärkter Kooperation mit den Fachbereichen Kommunikations- und Medienwissenschaften der MLU, die viel konsequenter als bisher gesucht und genutzt werden sollte.

 

Landwirtschaft   

Die Ausrichtung der landwirtschaftlichen Fachbereiche an der MLU und der HAh erfolgte im Einigungsprozess unter Berücksichtigung der Bedeutung der landwirtschaftlichen Produktion für die Region. Die Empfehlungen des Wissenschaftsrates hatten die Aufteilung der Ressourcen in den neuen Bundesländern insgesamt im Blick. Dadurch haben Veränderungen dieser Struktur Auswirkungen über die Ländergrenzen hinweg.

In Deutschland galten lange Zeit 24 Professuren als Ausstattungsuntergrenze einer Agrarwissenschaftlichen Fakultät, bis sie der Wissenschaftsrat – erstmals für Berlin – kritisch hinterfragte. Allerdings hat bisher keine Fakultät in Deutschland diese Zahl unterschritten. Ihre Überprüfung ist für die MLU wegen der sich anbietenden vielfältigen Kooperationsmöglichkeiten dennoch indiziert. Dagegen sollte der Auflösung der landwirtschaftliche Fakultät, obwohl sie kapazitätsmäßig nur zu ca. 50 % ausgelastet ist, wegen ihrer Bedeutung für den Raum Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen sowie wegen ihrer durch ein hohes Drittmittelaufkommen nachgewiesenen Leistungsstärke nicht nähergetreten werden. Es gibt zahlreiche Berührungspunkte auch mit den Geo- und Biowissenschaften. Daher sollte ein mehrseitiges Kooperationsmodell intensiv geprüft werden.

 

Zur verstärkten Kooperation bietet sich für Halle vor allem der Bereich Landwirtschaft  des Fachbereichs “Landwirtschaft, Ökotrophologie, Landespflege” der HAh an, zumal das Profil mit der Landwirtschaftlichen Fakultät der MLU abgestimmt ist. Sie sollte ihren Niederschlag in der wechselseitigen Übernahme von Lehrleistungen, im einen oder anderen durch die Modularisierung erleichterten gemeinsamen Studiengang und in der stärkeren Beteiligung von Professoren der HAh an Promotionsverfahren exzellenter FH-Absolventen finden. Ob diese verstärkte Kooperation bis zu der von der HAh angebotenen gegenseitigen Kooptierung von Professuren der MLU und der HAh reichen kann und so eine Reduzierung der Professuren an Fakultät und Fachbereich ermöglicht, bedarf sorgfältiger Prüfung. Mit der Kooptierung käme es zu Doppelmitgliedschaften in beiden Fachbereichen. Vor einer möglicherweise schwierigen formalen Kooptierung – so das Kultusministerium – muss vorrangig die praktische Kooperation zwischen beiden Einrichtungen ausgebaut werden. Die Lehrkräfte sollten  zu gegenseitigen Lehrleistungen verpflichtet werden.

 

Die MLU und die HAh sind zur Entwicklung eines gemeinsamen Studienganges “Ressourcenmanagement” bereit. Entfallen würde dann an der MLU die Vertiefungsrichtung “Bodenschutz und Landschaftsgestaltung” und an der HAh “Naturschutz/Landschaftsplanung”.

 

Sichere Einsparmöglichkeiten bietet eine enge Zusammenarbeit zwischen der Fakultät und dem Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO). Zwei von drei Professuren des IAMO lassen sich durch gemeinsame Berufung mit der MLU bzw. der HAh besetzen, die dritte als Direktorenstelle des IAMO sollte unverändert bleiben. Bei einem Lehrdeputat von 4 h für jede dieser beiden Professuren müssten 2 der 24 Professoren der Fakultät entbehrlich werden. Auch die Kooperation mit anderen außeruniversitären Forschungseinrichtungen im Lande ist der Aufmerksamkeit wert. Die Ressortforschung des Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt sollte in die Bemühungen um Einsparung von Ressourcen mit einbezogen werden. Kooperationsbemühungen mit der LLG Bernburg sind nur partiell erfolgreich, weil die Ressortforschung nicht fachautonom, sondern auftragsgebunden (Ministerium) arbeitet. 

 

Der  Vorsitzende regt  die Prüfung  der Zusammenlegung, das Kultusministerium die der hochschulübergreifenden Nutzung von Lehr- und Versuchsstationen an. Von einer Überführung der Station in Bad Lauchstädt nach Bernburg sind Belange der Hochschulbaufinanzierung und die Interessen anderer Ressorts tangiert. In den Strukturplan sollte aufgenommen werden, ein ressourcensparendes Nutzungskonzept für die Versuchsflächen bzw. –einrichtungen der Agrarwissenschaften des Landes unter Federführung der  Hochschulen zu erarbeiten. Angesichts der Verteilung der Hochschulressourcen der Agrarwissenschaft in den neuen Ländern mit dem eindeutigen Schwerpunkt in Sachsen-Anhalt ist abzuklären, inwieweit die Länder Sachsen und Thüringen bereit sind, sich in der einen oder anderen Weise an der Finanzierung der landwirtschaftlichen Ausbildung in Sachsen-Anhalt zu beteiligen.

Lehrerbildung

Die MLU wird laut Planungsanstoß abgesehen von der beruflichen Bildung der einzige Standort der Lehrerbildung sein. Die Umorganisation soll möglichst rasch, aber mit einem angemessenen Übergangszeitraum erfolgen. Der Rektor der OvG befürchtet Verluste regionalbezogener Nachfrage von Studienplätzen durch die Verlagerung. Eine kurzfristige Umsetzung ist nach den Erfahrungen der Übernahme der ehemaligen Pädagogischen Hochschule Köthen durch die MLU im Jahre 1993  problematisch. Die OvG hält diese Strukturveränderung nicht vor dem Jahr 2010 für endgültig abschließbar und befürchtet, dass die Beendigung der Lehrerbildung in Magdeburg zur Abwanderung von Studierenden in andere Bundesländer führen wird.

 

Die Arbeitsgruppe hat die Verlagerung der Lehrerausbildung auch unter dem Aspekt der an der OvG verbleibenden Ressourcen und gegebenenfalls neu auszurichtenden Fächer betrachtet. Orientiert am “Chemnitzer Modell” (Verknüpfung geistes-, natur- und ingenieurwissenschaftlicher Disziplinen in Forschung und Lehre mit Betonung der Schnittstellen und kombinierten Lehrangeboten) sollen die Geisteswissenschaften an der OvG neu profiliert werden. Jedes Fach sollte hinsichtlich seiner Entwicklungsperspektive unter den veränderten Bedingungen hinterfragt werden. Der Umbau der Geisteswissenschaften in diesem Sinne ist an der OvG nach Auskunft des Rektors schon weitgehend vorangeschritten. Die OvG bietet bereits seit längerem Magisterstudiengänge an, in denen technische und geisteswissenschaftliche Fächer mit affinen Profilen zusammengeführt werden. Nach dem Prinzip - “Der Sport folgt dem Lehramt” - sollen die sportwissenschaftlichen Studiengänge für Gymnasien und Sekundarschulen nach Halle verlagert werden, der Sport aber insoweit der OvG erhalten bleiben, als er für die dortige Berufsschullehrerausbildung sowie profilbezogenene Studiengänge (Diplom-Studiengänge Sport und Technik) benötigt wird.

 

Der Minister weist auf die kritische Größe von Einrichtungen der Lehrerbildung hin und erwartet eine eindeutig datierte Zeitschiene für die Schließung der Lehrerbildung an der OvG. Ein einfaches Auslaufenlassen der Lehrerbildung bis 2010 ist nicht realistisch, weil die zuletzt verbleibenden Studiengänge nicht mehr lebensfähig sind. Seitens des Kultusministeriums werden die Kapazitäten und die Schwundquote ins Gespräch gebracht. Studiengänge mit geringen Kapazitäten und kleiner Nachfrage  sollen deshalb möglichst rasch an der MLU konzentriert werden. Der Vorsitzende spricht sich dafür aus, den Verlagerungsprozess der Lehrerausbildung von Magdeburg an die MLU detailliert in den Zielvereinbarungen mit beiden Universitäten festzulegen, um Sicherheit und Klarheit zu schaffen. Hierzu gehören auch gesicherte Prognosen über den zukünftigen, fächerbezogenen Lehrerbedarf durch das Land.

 

Die Landesprüfungsordnung für die Lehrämter ist überarbeitungswürdig. Dabei ist das Lehrangebot insgesamt, insbesondere aber das der Wahl- / Wahlpflichtfächer zu reduzieren. Der aufwendige Einzelunterricht in den künstlerischen Fächern kann  ebenfalls reduziert werden. Sachsen-Anhalt ist das Land mit dem höchsten Anteil an Schulpraktika in Deutschland, deren Reduzierung hinsichtlich der Auswirkung auf die Qualität der Lehrerausbildung von der Arbeitsgruppe unterschiedlich beurteilt wird.

 

Im Zusammenhang mit der Lehrerbildung wird der Vorschlag, unter Berücksichtigung der gesamteuropäischen Entwicklung solle das Lehramtsstudium in konsekutiven Studiengängen ermöglicht werden, kontrovers diskutiert. Weitere Fächer würden dann im Masterstudium berufsbegleitend und gegebenenfalls gebührenpflichtig studiert werden. Dagegen spricht sich der Minister nachdrücklich aus.

Sprache, Technik, Kommunikation

Angebote dieser  fachlichen Orientierung bestehen an der HMd (“Fachdolmetschen bei Behörden, Gerichten und im Gesundheitswesen”, “Fachkommunikation”), der HAh (“Fachübersetzen”), der HMe (“Kommunikation und technische Dokumentation”) und der MLU (“Fachübersetzen” im Magisterstudiengang).

Nach Abwägung der Vor- und Nachteile der Alternativen Konzentration auf einen Hochschulstandort oder Schaffung gut profilierter Einheiten an zwei Standorten wird letzteres befürwortet. Die Umstände sprechen für die Standorte Magdeburg und Merseburg.

Informatik

Aus Sicht der Hochschulen ist der Bedarf an Informatikausbildung mit der vorgehaltenen Kapazität trotz Rückgangs der Nachfrage nach wie vor gegeben. Die Angebote der Fachhochschulen sind gut ausdifferenziert (u.a. Umweltinformatik, Datenbanken, Prozessinformatik). Über den gemeinsamen Fernstudiengang “Informatik im Netz” hat sich eine intensive Kooperation entwickelt. Zusammengearbeitet wird auch im Bereich der Wirtschaftsinformatik zwischen der OvG und der HHz.  Die Fakultät für Informatik der OvG ist bezüglich der Diplominformatik, die MLU hauptsächlich in der Wirtschafts- und Bioinformatik ausgewiesen. Beide Universitäten verfolgen erfolgreich die Internationalisierung ihres Angebots. Trotz der gegenwärtig insbesondere an der OvG günstigen Situation, darf die Kapazität dieses Faches nicht aus den Augen gelassen werden; eine Überprüfung mit entsprechenden Konsequenzen sollte aber wegen der konjunkturellen Bedingtheiten nicht vor 2004 / 05 erfolgen. An der Medizinischen Fakultät der OvG besteht ein Schwerpunkt Bildgebende Verfahren, der in die Betrachtung der Informatik an dieser Universität mit einbezogen werden sollte. Die MLU sieht noch Handlungsbedarf bei der Koordinierung der Medizininformatik in Halle bzw. zwischen Halle und Magdeburg. Die Fakultät für Informatik der OvG bietet sich aus der Sicht des Landes als Leitbereich an. Die MLU kommt für die Übernahme einer Leitfunktion speziell bei den “Bindestrich-Informatiken” “Wirtschaftsinformatik” und “Bioinformatik” in Frage. Dafür spricht u. a. das an der MLU angesiedelte BMBF-Projekt “Bioinformatikzentrum Halle-Gatersleben”.

Wirtschaftswissenschaften

An der MLU und der OvG bestehen jeweils sieben wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge, davon zwei international orientierte. Einer davon soll durch Gebühren finanziert werden, sobald die rechtliche Möglichkeit dafür gegeben ist. Problematisch sind die niedrigen Absolventenzahlen. Beide Fakultäten haben durch gegenseitige Vertretungen in den jeweiligen Berufungskommissionen schon institutionalisierte Formen der Zusammenarbeit gefunden, um komplementäre Entwicklung und Schwerpunktbildung zu befördern. Die Drittmittelschwäche der Wirtschaftswissenschaften an beiden Universitäten ist offensichtlich. An der OvG, die mit dem Hinweis auf ein kürzliches Ranking für sich Publikationsstärke in Anspruch nimmt, soll sie nach deren Aussage durch einen in Vorbereitung befindlichen Sonderforschungsbereich und an der MLU durch die Einrichtung von drei Kompetenzzentren überwunden werden. Beide Fakultäten haben in der BWL ein komplementäres Profil, nämlich Management Science-basierte BWL an der OvG und IT-basierte BWL an der MLU. Die Wirtschaftsinformatik an der MLU ist mit der BWL prozessorientiert integriert.

 

Der Planungsanstoß geht von der Konzentration der OvG auf die BWL, der MLU auf die VWL  aus. In der Arbeitsgruppe wird eine Aufteilung der Disziplinen BWL und VWL zwischen den beiden Fakultäten nicht als sinnvoll angesehen. Der Vorsitzende befürwortet die Einholung eines Sachverständigenvotums zum wirtschaftswissenschaftlichen Angebot der beiden Universitäten und zur Widmung der Professuren unter dem Aspekt gegenseitiger Ergänzung und Schwerpunktbildung. Dabei kann die Leistungsstärke nicht unberücksichtigt bleiben.

Musik

Es ist selbstverständlich, dass nicht nur der Sport, sondern auch die lehramtsgebundene Musikausbildung dem Lehramt an die MLU folgt. Dabei ist zu beachten, dass an der OvG in den neunziger Jahren sechs C2-Professuren mit verhältnismäßig jungen Lehrkräften  besetzt worden sind; außerdem ist dort eine C4- Professur Musikpädagogik etatisiert, die bis 2009 besetzt ist. Der Rektor der OvG macht hinsichtlich des Verbleibs der künstlerischen Musikausbildung in Magdeburg auf die Vorschläge des Instituts für Musik aufmerksam.

 

Für die Kulturszene Magdeburgs sind nach Auffassung des Ministers die Telemann-Gesellschaft und das Konservatorium bedeutsamer als das Institut für Musik. Der Minister sieht Möglichkeiten, die Verlagerung der gesamten Musikausbildung durch kompensatorische Maßnahmen auszugleichen. Er ist in diese Richtung bereits aktiv geworden. Unter diesem Aspekt, der noch weiter konkretisiert und substantiiert werden muss, sollte nach Auffassung des Vorsitzenden die OvG die Verlagerung akzeptieren können.

Die Musikausbildung könnte, dies war auch Gegenstand der Diskussion, an die HKD verlagert und diese zur Hochschule der Künste umgewandelt werden.  

Sozialwesen

Vergleichbare Studiengänge werden an den Fachhochschulen in Magdeburg und Merseburg angeboten. Das Grundstudium ist faktisch identisch, so dass ein Wechsel für die Studierenden nach dem Grundstudium problemlos ist.

Die Studienangebote sind nach Auffassung beider Hochschulen regional gut aufgeteilt und gründen auf unterschiedlichen Profilen. Nach Auffassung des Kultusministeriums wird eine zu hohe Kapazität vorgehalten. Die Struktur und die Perspektiven des Fachgebiets müssen an beiden Standorten daraufhin überprüft werden, ob stärkere inhaltliche Profilierung und Bedarfsanpassungen der Kapazitäten erforderlich sind. Im Zuge der Kapazitätssenkung insgesamt soll die Kapazität der berufsbegleitenden Studiengänge etwa halbiert werden.

 

Kern eines von beiden Fachhochschulen erarbeiteten Konzepts ist der Erhalt des Sozialwesens an beiden Hochschulen, jedoch mit deutlicher Profilierung und Reduzierung der Kapazitäten einzelner Bereiche. Die Frage, ob die vom Land vorgehaltene Ausbildungskapazität mit der Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes korrespondiert, konnte kurzfristig nicht  geklärt werden. Die Hochschulen weisen auf die prognostizierte Zunahme der Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarkts im sozialen Bereich hin. Die Akademiker-Arbeitslosigkeit, so machen sie geltend, sei in fast allen Bereichen angestiegen, zu den wenigen Ausnahmen zähle das Sozialwesen. Neue Berufe würden sich hier entwickeln.

Musiktherapie

An zwölf Hochschulen in Deutschland wird Musiktherapie angeboten, überwiegend postgradual. Eine grundständige Ausbildung findet außer an der Hochschule Magdeburg-Stendal nur noch an der Fachhochschule Heidelberg statt. Weiterbildende Studien sind gut nachgefragt und bringen entsprechende Gebühreneinnahmen.

 

Das Fachgebiet Musiktherapie im Fachbereich Sozial- und Gesundheitswesen der HMd ist wegen der personalintensiven Ausbildung (drei Professuren) teuer. Derzeit bestehen keine Kooperationsbeziehungen zu anderen musikausbildenden Einrichtungen im Land. Ein Ansatzpunkt für eine Strukturierung könnte im Zusammenhang mit der Sonderschullehrerausbildung liegen. Der Minister gibt zu überlegen, ob Sachsen-Anhalt sich nicht wie die Mehrzahl der Länder mit einem Hochschulangebot Musiktherapie auf die Weiterbildung konzentrieren sollte.

Das Studienangebot der Hochschule Magdeburg-Stendal am Standort Stendal

Der Standort Stendal  ist seit seiner Gründung ein Problemfall. Der Minister und der Vorsitzende stimmen überein, dass der Standort eine Chance hat, aber dafür weitaus mehr Anstrengungen, Engagement und insbesondere mehr Finanzmittel als bisher erforderlich sind.

Während sich die bis ins vergangene Jahr niedrigen Studierendenzahlen wesentlich erhöhen, ist nach wie vor eine schlechte Ausstattung, insbesondere im Personalbereich, festzustellen. Das Defizit wird derzeit mit einem viel zu hohen Anteil von Lehraufträgen am Gesamtaufkommen der Lehre notdürftig und zu Lasten der Studierenden verdeckt. Der Studiengang Journalistik / Medienmanagement hatte mit 160 Studienanfängern eine unerwartet hohe Nachfrage und hat die Ausbildungskapazitäten, die auf eine erwartete Studienanfängerzahl von 50 ausgelegt waren, überspannt. Hier war und ist die Hochschule verpflichtet, gegenzusteuern.

 

Am Standort Stendal der HMd sind insgesamt elf Professoren tätig, davon sind nur viereinhalb auf Lebenszeitstellen. Von diesen sind allein dreieinhalb Stellen in der Rehabilitationspädagogik angesiedelt. Durch die Übertragung der Genehmigung von Studiengängen an die Hochschulen besitzt das Ministerium keine direkte Steuerungsmöglichkeit in Bezug auf den Ressourceneinsatz an einzelnen Hochschulstandorten. Auch wegen der bisher getrennten Kapitel für Magdeburg und Stendal im Staatshaushaltsplan  sind trotz der Notlage in Stendal in den vergangenen Jahren an der HMd vorhandene Mittel nicht ausgeschöpft worden. Vom nächsten Haushaltsjahr an sind die Mittel für Magdeburg und Stendal in einem Kapitel zusammengeführt. Der Minister und der Vorsitzende erwarten ein klares Bekenntnis der HMd zu ihrem Standort Stendal, das sich vor allem im verstärkten Zufluss der zur Verfügung stehenden Landesmittel nach Stendal  ausdrücken muss.

 

Der Rektor betont, die derzeit angebotenen Studiengänge hätten inhaltliche Querbezüge und seien auch auf der Basis der Empfehlungen des Wissenschaftsrats eingerichtet worden. Die Trias des inhaltlichen Konzepts Medien, BWL, Rehabilitation sei attraktiv und in der Region verankert; die Nachfrage sehr  gut.

 

Zu einem tragfähigen, fachbereichsbezogenen Konzept hat die Arbeitsgruppe folgende Überlegungen: Die Betriebswirtschaft könnte in Stendal konzentriert werden und dort einen starken Fachbereich mit Dekanat am Ort bilden; dementsprechend sollten Professuren mit wirtschaftswissenschaftlichem Bezug in Magdeburg – außer aus dem Fachbereich Maschinenbau / Technische Betriebswirtschaft - z. B. auch Volkswirtschaft aus dem Fachbereich Sozial- und Gesundheitswesen nach Stendal umgesetzt werden. Von Stendal aus  würde dann die betriebswirtschaftliche Ausbildung im Rahmen des Ingenieurwesens am Standort Magdeburg geleistet werden. Die BWL am Standort Stendal würde auch die  Anforderungen des Gesundheitswesens abdecken.

 

Ein zweiter Fachbereich mit Dekanat in Stendal könnte im Kern durch die Rehabilitationspsychologie gebildet werden, der den bisher in Magdeburg angesiedelten Studiengang Heilpädagogik und Rehabilitation, möglicherweise auch Musiktherapie und Gebärdensprachdolmetschen mit Verlagerung nach Stendal umfassen kann. Dritter Bereich könnte Journalistik / Medienmanagement bleiben, allerdings mit einem etwas reduzierten Volumen. Unter den Voraussetzungen einer Verlagerung starker Bereiche nach Stendal kommt für Journalistik / Medienmanagement auch der Standort Magdeburg in Frage. Hierfür spricht sich insbesondere der Minister aus. Voraussetzung wäre allerdings, dass Stendal auch ohne diesen Bereich dauerhaft eine mindestens zufriedenstellende Studierendenzahl anzieht. Die Fachkommunikation  (einschließlich Fachdolmetschen) sollte an demselben Standort wie der Studiengang Journalistik / Medienmanagement angesiedelt sein, weil sich beides zu einer sinnvollen Einheit zusammenfügen lässt. Die Verlagerung des Bereichs Journalistik / Medienmanagement nach Magdeburg müsste auf mögliche Konsequenzen für die HMe  mit ihrem Fachbereich Medien / Kultur überprüft werden. Eine stärkere Kooperation zwischen der OvG und der HMd im Bereich der BWL ist anzustreben. Am Standort Magdeburg der HMd betrifft dies vor allem Beiträge der OvG zum Ausbildungsbedarf der Ingenieurwissenschaften. Für die Gesundheitswissenschaften an der HMd bietet sich das Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie der OvG als Kooperationspartner an.

 

Nach Auffassung des Vorsitzenden ist dies ein entwicklungsfähiges Konzept zur nachhaltigen Stärkung des Standorts Stendal. Damit würde auch dem Anliegen des Ministers, dem Standort Stendal ein tragfähiges und unverwechselbares Profil zu geben, entsprochen, weil allein aus regionalpolitischen Gründen der Standort auf Dauer nicht zu halten ist. 

Nicht explizit besprochene Fächer

Eine Reihe von Fächern ist im Planungsanstoß nur am Rande oder gar nicht erwähnt worden. Das Kultusministerium sieht diese Fächer unter dem Gesichtspunkt der Bildung größerer Bereiche, in Forschung und Lehre kooperieren, subsumiert (“Department”). Diese Fachbereichsumbildung ist schon von der Arbeitsgruppe Wissenschaftsstruktur im April 2001 empfohlen worden und in engem Zusammenhang mit der Stärkung profilbestimmender Schwerpunkte (Geisteswissenschaften / “Kleine Fächer”, Biowissenschaften, Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften) zu sehen. Verwandte Fächer seien zu größeren Einheiten zusammenzufassen und dadurch die Profilierung, die gemeinsame Nutzung von Lehrpotential, die Koordination von Forschungsvorhaben, die Nutzung der Ressourcen durch organisatorische Neuordnung bzw. abgestimmte Berufungen über Fachbereichsgrenzen hinweg zu befördern. Dabei sei davon auszugehen, dass in diesen Schwerpunktbereichen auch strukturelle Eingriffe unter Effizienzgesichtspunkten zu erfolgen hätten. Damit würde ein breites Spektrum von Fächern umfasst. Die Rektoren sehen die Möglichkeit, durch “Departmentbildung” kurzfristig einen Einspareffekt zu erzielen, skeptisch. Aus der Sicht der Fachhochschulen wird betont, dass ein wichtiger Ausgangspunkt der Strukturbetrachtungen die Frage von Doppelungen, Kapazitäten und Auslastungen gewesen sei. Dieser Bewertungsmaßstab müsse für beide Hochschularten und für alle Fächer gelten. Die Universitäten gehen davon aus, dass dies geschieht. Der Minister sieht die Vorschläge des Planungsanstosses als Basis der Beratungen der AG Hochschulstrukturen. Es versichert, es fände eine flächendeckende Betrachtung der Hochschulstruktur statt, dabei werde kein Fachbereich ausgespart.

 

 


C. Querschnittsfragen ohne Fächerbezug

Hochschulplanung

Die Planungen des Kultusministeriums gehen davon aus, einerseits die zu verändernden Strukturen der Universitäten ausreichend auszustatten, andererseits die Fachhochschulen angesichts der bildungspolitischen Erfordernisse zu stärken. Das Ministerium strebt in Veränderung bisheriger Planungsansätze eine Erhöhung des Anteils der Lehraufträge an den Universitäten auf fünf und an den Fachhochschulen auf 20 % an. An den Fachhochschulen soll der Anteil der Sach- und Investitionsmittel gegenüber den Personalkosten abgesenkt werden. Der künftig vorgesehene Anteil an Sach- und Investitionsmitteln wird dann pauschal 18 % (und nicht wie bisher von Fachhochhochschule zu Fachhochschule unterschiedlich, aber in jedem Fall merklich über 18 %) betragen. Damit näherten sich die Werte den bundesweiten Durchschnittswerten. Auch sollen Aufwendungen für die zentralen Bereiche um etwa 10 % abgesenkt werden. Dadurch werden Beiträge zu der von Land vorgegebenen Einsparsumme geleistet und tendenziell Lücken geschlossen, die durch die Umsetzung der Strukturveränderungen nicht oder noch nicht erbracht werden können.

 

Das Berechnungsmodell des Planungsansatzes, notwendiges Personal aus der Zahl der aktuell Studierenden unter Verwendung von fächerspezifischen Parametern wie Curricularnormwerten, Lehrdeputat etc. abzuleiten, offenbart eine teilweise gravierende Unterauslastung einzelner Bereiche, bei den Universitäten. Diese Berechnungsgrundlage – so das Kultusministerium – würde umgekehrt auch benutzt, um die Konsequenzen struktureller Veränderungen abzuklären.  Angesichts der konkreten Bedingungen in jeder Hochschule seien die Resultate nur von orientierendem Charakter, im Zuge der Budgetierung, die im Kern auch auf dieser Berechnungsgrundlage beruhe, müssten erforderliche Anpassungen an die Gegebenheiten erfolgen.

 

Die Fachhochschulen sprechen sich gegen eine Festlegungen des Verhältnisses von Sach- und Investitionskosten aus. Die günstige Platzierung von Fachhochschulen des Landes im bundesweiten Vergleich der Forschungsleistungen wird in diesem Zusammenhang hervorgehoben.

 

Das Berechnungsmodell des Kultusministeriums und damit der die Strukturierung begleitende Bemessungsmaßstab bleiben bis zuletzt Gegenstand von Kontroversen. Der Vorsitzende bittet das Kultusministerium, die in die Kapazitätsberechnung einfließenden Parameter nachvollziehbar darzulegen und regt an, in einer zusätzlichen Runde mit den Rektoren und den Kapazitätsreferenten das Bemessungsmodell, die dabei genutzten Parameter und die Ergebnisse ausführlich zu diskutieren und so die von den Hochschulen bisher vermisste Transparenz für sie herzustellen (die Dienstbesprechung hat am 02.07.03 stattgefunden; unterschiedliche Auffassungen  zu den verwendeten Parameterwerten, insbesondere der Wissenschaftsratsfaktors und der Flexibilitätsfaktors, konnten auch dort nicht endgültig ausgeräumt werden).

 

Die OvG sieht in dem relativ hohen Anteil nicht strukturgerecht besetzter Stellen, die real den Spielraum für die Umsetzung (profilstärkende Berufungs- und Personalpolitik) solcher Ansätze  beschneiden, den maßgeblichen Grund für die Kapazitätsprobleme. Die MLU weist darauf hin, dass nicht jedes Fach – insbesondere nicht die kleinen Fächer – „formal“ berechnet werden kann. Der Spielraum für Profilierungen im Sinne der Schwerpunkte sei zur Zeit gering. Der Bereinigungsprozess bezüglich nicht strukturgerecht besetzter Stellen an der MLU sei im wesentlichen erfolgt. Das Kultusministerium verweist einerseits auf die Möglichkeiten, auf der Basis der Planungsansätze und der Budgetermittlungsverfahren diese Verwerfungen deutlich zu machen und andererseits auf den Berechnungsmodus, der üblicherweise auf ganze Fächercluster und nicht auf einzelne Fächer angewendet wird.

 

Die OvG und die MLU sehen in dem relativ hohen Anteil nicht strukturgerecht besetzter Stellen an den Universitäten, die real den Spielraum für die Umsetzung (profilstärkende Berufungs- und Personalpolitik)solcher Ansätze  beschneiden, den maßgeblichen Grund für ihre Kapazitätsprobleme. Das Kultusministerium verweist auf die Möglichkeiten, auf der Basis der Planungsansätze und der Budgetermittlungsverfahren diese Verwerfungen deutlich zu machen. 

 

Seitens der Fachhochschulrektoren wird auf den länderübergreifenden Ausstattungs-, Kosten- und Leistungsvergleich der Hochschulen (HIS-Ausstattungsvergleich) verwiesen, an dem sich alle Hochschulen des Landes beteiligt haben und dessen Ergebnisse in die Betrachtungen einzubeziehen seien (Fachhochschulen und Universitäten).

Budgetierung, Zielvereinbarungen, integrative Mittelvergabe

Beide Betrachtungsweisen, die hochschulplanerische und die der Budgetierung müssen sich  ergänzen. Entsprechend müssen Zielvereinbarungen und Hochschulentwicklungspläne aufeinander abgestimmt werden. Ab 2004 werden alle Hochschulhaushalte durch die Budgetermittlungsverfahren, die momentan auf Arbeitsebene mit den Kanzlern beraten werden, bestimmt. Durch leistungsorientierte Budgetteile (Drittmittel, Nachwuchsförderung etc.) und sogenannte diskretionäre Zuweisungen (Berücksichtigung von Sondertatbeständen) werden auch die realen Gegebenheiten der jeweiligen Hochschule in die Budgetbemessung einbezogen und Anreize geschaffen. Die MLU spricht sich dagegen aus, einen Anteil des Grundbudgets (vorgesehen sind 20%) durch Indikatoren wie Auslastung und Absolventenerfolg bestimmen zu lassen. Damit sei das Grundbudget zu stark veränderbar.

 

Die integrative Mittelvergabe ergänzt die Budgetansätze unter Verfolgung bestimmter struktureller Ziele. Die auch bisher vorhandenen Mittel sollten gezielter der Verbesserung der Strukturen dienen; dazu zählen Infrastrukturmaßnahmen, Nachwuchsförderung, strategische Verbesserung der Drittmittelfähigkeit von Schwerpunktbereichen etc. Den Entscheidungs- und Begutachtungsverfahren, insbesondere der Forschungsförderung, werden durch Rahmenvorgaben des Kultusministeriums neue Richtungen der Schwerpunktförderung gewiesen. Die Umsetzung soll aber durch das Wissenschaftssystem selbst vollzogen werden. Erforderliche Abstimmungen können nach Auffassung des Kultusministeriums vom Wissenschaftszentrum Wittenberg wahrgenommen werden. Auf diese Weise werde die Forschungsförderung systematischer und zielgerichteter gestaltet. Den Hochschulen ist in diesem Zusammenhang wichtig, auch weiterhin Einzelanträge außerhalb der Schwerpunkte stellen zu können. Bei der Definition von förderfähigen Schwerpunkten muss der angewandten Forschung an Fachhochschulen Aufmerksamkeit gewidmet werden. Das Kultusministerium stellt fest, dass die angewandte Forschung ein Schwerpunkt der künftigen Förderung sein kann. Der Hochschulstrukturplan wird laut Ankündigung des Kultusministeriums sowohl zur Budgetierung wie zur integrativen Mittelvergabe Ausführungen machen.

 

Das Kultusministerium beabsichtigt, mit jeder Hochschule im Rahmen der Fortschreibung der jeweiligen Zielvereinbarungen auf der Grundlage der Planungsansätze und der Budgetierungsergebnisse Einzelgespräche zu führen, um die vorhandenen spezifischen Potentiale besser einschätzen und berücksichtigen zu können.

 

Der Vorsitzende erhält allgemeine Zustimmung zu seiner Feststellung, dass eine finanzielle Umverteilung unter den Fachhochschulen für die Haushaltsjahre 04 und 05 erforderlich wird, um die aufgrund des Haushaltsaufstellungsverfahrens bzw. der im Haushaltsgesetz 03 festgelegten Bemessungsgrundlage des Haushaltansatzes der HMd, mit der diese Hochschule für die Zukunft ungerechtfertigt benachteiligt würde, zu korrigieren.

 

Schließung / Fusion von Standorten

Im Verlauf der Diskussion der Arbeitsgruppe hat sich nur für Stendal vorübergehend die Schließungsfrage gestellt. Alle anderen Standorte sind oder haben sich als wichtige Bestandteile eines entstehenden Campus Sachsen-Anhalt etabliert.    Mehrfachstandorte verursachen  zusätzliche Kosten, die einerseits durch geeignete verwaltungstechnische Lösungen zu reduzieren sind, andererseits dann aber bei der Budgetierung Berücksichtigung finden müssen. Die Fusion von Hochschulen in Sachsen-Anhalt kommt nur im Fachhochschulbereich in Frage. Der Gedanke ist interessant, bedarf allerdings sorgfältiger Prüfung und liegt außerhalb der Aufgabenstellung der Arbeitsgruppe. 

Verhältnis der Ausbildungskapazität von Fachhochschulen und
Universitäten

Für das Kultusministerium liegt es im bildungspolitischen Landesinteresse, den Anteil von Fachhochschulstudierenden weiter zu erhöhen. Diese im Planungsanstoß formulierte Position  werde durch das Kultusministerium weiter verfolgt. Die Fachhochschulen bilden kostengünstig aus und sie vor allem bieten die Möglichkeit, den Anteil der Studierenden an einem Altersjahrgang weiter zu erhöhen. Aus der Sicht des Vorsitzenden kommen in erster Linie die Wirtschaftswissenschaften, die an den beiden Landesuniversitäten bei den Studienanfängern seit 1999 massiv überbucht sind und wohl auch deshalb nicht mit Forschungsleistungen überzeugen, für eine Entlastung der Universitäten durch die Fachhochschulen in Frage. Auch in Sachsen-Anhalt können die Fachhochschulen die Nachfrage nach BWL-Studienplätzen nicht abdecken. Die Rektoren der beiden Universitäten verschließen sich der Betrachtung nicht, halten aber die empirische Basis für Umsteuerungsmaßnahmen derzeit noch nicht für ausreichend, zumal die kapazitätsmäßige Auslastung mit fortschreitender Studiendauer nach den Erfahrungen der Universitäten möglicherweise erheblich nachlässt.

 

Kooperation der Universitäten und Fachhochschulen

Es liegt im Sinne der Vernetzung des Wissenschaftssystems, die Durchlässigkeit des Hochschulsystems durch Steigerung des Anteils von exzellenten Fachhochschulabsolventen an abgeschlossenen Promotionen zu erhöhen. Hierzu kann die kooperative Promotion beitragen, vor allem, wenn sie ihrerseits auf einem konsekutiv angelegten, hochschulartenübergreifend organisierten Studienangebot basiert. Ansätze dazu finden sich bei  OvG / HMd, MLU / HMe beziehungsweise MLU / HAh.

 

Aus der Sicht der Fachhochschulen sind die Zulassungsvoraussetzungen zur Promotion an den Universitäten nicht transparent, nicht ausreichend verbindlich und nicht dem eigentlichen Ziel entsprechend gestaltet. Solche Gegebenheiten sind nach Auffassung der Universitäten in starkem Maße von Fächerkulturen, von der legitimen wissenschaftlichen Selbstbestimmung der Fakultäten und der einzelnen Betreuer von Promotionsprojekten abhängig und deshalb einer Anweisung von außen nicht direkt zugänglich. Der Vorsitzende regt an, das Land möge in vollem Respekt vor der Autonomie der Hochschulen im Rahmen seiner Möglichkeiten Vorgaben und strukturelle Anreize zur Verbesserung der Promotionschancen für exzellente Fachhochschulabsolventen gerade auch im Wege der kooperativen Promotion schaffen.

 

Zu Doppelimmatrikulationen an Universitäten und Fachhochschulen kommt es bisher offenbar nur im Einzelfall und als Ausnahme. Als ein durchgängig praktikables Konzept erhöhen aber nach Auffassung des Kultusministeriums nicht Doppelimmatrikulationen oder Doppelabschlüsse, sondern die konsequente Modularisierung des Studiums in beiden Hochschularten mittelfristig die erforderliche Durchlässigkeit. Dabei sollten die Möglichkeiten der kooperativen Promotion in der Anlage der Studienorganisation vor allem bei den  an Fachhochschulen akkreditierten Masterstudiengängen Berücksichtigung finden. 

 

Für die Landwirtschaftswissenschaften der MLU und der HAh sind überzeugende Kooperationsmodelle im Rahmen der Hochschulstrukturierung von großer Bedeutung, wenn der Bestand dieser Fachbereiche nachhaltig gesichert werden soll. Gleiches gilt für die Ingenieurwissenschaften in Magdeburg, Halle und Merseburg. Die Abstimmung bei der Denomination von Professuren ist ebenso förderlich wie die wechselseitige Übernahme von Lehrleistungen; sie sollte im Hauptamt erfolgen, wenn an der Universität oder an der Fachhochschule Kapazitäten nicht ausgeschöpft sind. 

 

Weitere Kooperationsfelder sieht die Arbeitsgruppe  über die Grenzen der einzelnen Hochschule und insbesondere über die Grenzen der Hochschularten hinweg in der angewandten Forschung,  im Einsatz neuer Technologien in der Lehre (E-Learning), in Dienstleistungen und in der Verwaltung. Bereits vorzeigbare Beispiele aus dem Dienstleistungsbereich sind der Fachbeirat “Multimedia für Lehre und Studium der Hochschulen LSA” und übergreifende Kommissionen der Hochschulen, die gemeinsame Konzepte entwickeln. Diese Gremien müssen verstärkt strategisch ausgerichtet arbeiten.

Zusammenarbeit der Hochschulen mit staatlich finanzierten und privat finanzierten Forschungseinrichtungen

Der Vorsitzende weist nachdrücklich auf die Notwendigkeit und die Chancen der Kooperation zwischen MLU und IAMO hin. Insgesamt hat sich die Kooperation zwischen den Hochschulen und den Forschungseinrichtungen im Lande aber gut entwickelt und ist dabei, ein Markenzeichen des Forschungsstandorts Sachsen-Anhalt zu werden. Der Minister hält diese Kooperationen für außerordentlich wichtig; der Strukturplan müsse hierfür weitere Impulse geben.

 

Die Zusammenarbeit mit der Industrieforschung und der Wirtschaft überhaupt lässt sich insbesondere im Chemiedreieck steigern. Beide Seiten müssen hierzu Beiträge leisten. In diesem Zusammenhang ist auf die schwach entwickelte Industrieforschung und die relativ niedrige Existenzgründungsquote in den neuen Ländern hinzuweisen. Bei kleinen und mittelständigen Unternehmen (KMU) müssen die Hochschulen erfahrungsgemäß die Initiative ergreifen, Kontakte aufnehmen und pflegen sowie ein geschicktes Marketing betreiben.

Dienstleistungen der Hochschulen und deren Einnahmesituation, An-Institute

Die Hochschulen verfügen trotz einiger Hemmnisse über gute Voraussetzungen, Dienstleistungen verschiedenster Art anzubieten. Sie können damit Einnahmen erzielen. Die Bedeutung der Weiterbildung wird weiter  wachsen. Dementsprechend müssen – nicht nur in Sachsen-Anhalt – die rechtlichen Voraussetzungen hierfür förderlicher werden.

 

Das Land beabsichtigt, im Rahmen des Hochschulstrukturgesetzes den Hochschulen die Möglichkeit zu eröffnen, gebührenfinanzierte Leistungen anzubieten. Es wird darauf ankommen, rechtlich abzusichern, dass diese Einkünfte den Hochschulen effektiv zugute kommen. Für die Fachhochschulen sind vor allem gebührenfinanzierte Leistungen  im Bereich Weiterbildung attraktiv. Die Hochschulen streben an, einen Overhead von etwa 20 %  zu erreichen.

Diese neuen Einnahmemöglichkeiten der Hochschulen werden das eine oder andere An-Institut überflüssig machen.

 

Von Seiten der Rektoren wird darauf verwiesen, dass nicht alle An-Institute zweckfreie Finanzierungsquellen für die Hochschulen seien, sondern häufig die Finanzierung von Forschungsprojekten ermöglichten. Das Kultusministerium beabsichtigt, die Beziehungen neu zu bewerten und dabei insbesondere die Hochschulen grundsätzlich an den Institutseinnahmen zu beteiligen. Es weist darauf hin, dass die in An-Institute verlagerten Potentiale sich nicht in der Leistungsbilanz der Fachbereiche niederschlagen und somit nicht im Rahmen der Budgetierung angerechnet werden können.

 

Um nicht in einen Interessenkonflikt innerhalb der Hochschulen zwischen der Wahrnehmung von Aufgaben im Hauptamt und der Tätigkeit in An-Instituten zu geraten, wird von den Hochschulen eine deutliche Trennung von Haupt- und Nebenamt sowie eine staatliche Vergütung für Hochschulangehörige aus Nebentätigkeit vorgeschlagen. Bei vergüteter Nebentätigkeit sollen Overhead-Kosten an die Hochschulen abgeführt werden. Das Land erwartet hierfür ein Votum der LRK im Zusammenhang mit der in Vorbereitung befindlichen Nebentätigkeitsverordnung. Dies wird insbesondere dann indiziert sein, wenn aus einer Wettbewerbssituation heraus ein An-Institut und die Mutterhochschule gegenseitig konkurrieren. Ein Mittelrückfluss bzw. eine Gewinnbeteiligung der Hochschulen sollte in den jeweiligen Kooperationsverträgen zukünftig im Einzelfall geregelt werden.

Wissenschaftszentrum Wittenberg

Es besteht ein Bedarf an hochschulübergreifender Abstimmung. Als Aufgaben des Wissenschaftszentrums sieht der Kultusminister Qualitätssicherung (möglicherweise auch Akkreditierung) von Studiengängen, Hochschulmarketing / Studienwerbung,  Organisation von Weiterbildungsangeboten, Forschungsförderung und Politikberatung. Bei grundsätzlicher Befürwortung des Wissenschaftszentrums Wittenberg mit diesen Aufgaben wird die Schaffung einer eigenständigen Akkreditierungsagentur angesichts der Wettbewerbssituation von den Rektoren skeptisch beurteilt.  Es besteht Einvernehmen, diese Form der wissenschaftsintern zu vollziehenden Koordinierung weiter zu verfolgen. Der Minister beabsichtigt, diesbezüglich Aussagen nicht im Strukturplan, sondern in den Zielvereinbarungen zu treffen. Der Präsident der LRK erklärt, die Hochschulen gingen davon aus, dass durch die Gründung eines Wissenschaftszentrums in Wittenberg den Hochschulen keine Mittel verloren gehen.

 

Der Präsident der LRK regt die Fortführung von “Wittenberger Gesprächen” an, die sich insbesondere den Verhältnissen von Wissenschaft und Forschung widmen sollten.


D. Umsetzungsfragen

Nach Ansicht der Hochschulen ist es nötig, möglichst frühzeitig, für das Haushaltsjahr 2004 Sicherheit über die Mittelzuweisung auf der Grundlage der Formel “90 plus x” zu erhalten, da sonst die parameterabhängige Budgetierung nicht sinnvoll durchführbar sei. Diese Auffassung teilt das Kultusministerium.

 

Die Vorstellungen des Kultusministeriums zur Umsetzung der Strukturvorschläge insbesondere im Personalbereich werden von der Rektorin und den Rektoren überwiegend kritisch beurteilt. Sie verweisen auf die voraussichtlich nicht zu vermeidenden negativen Auswirkungen auf ihre Hochschulen. Einschub: Der Sprecher der LRK macht auf die derzeit entstehende Bewegung bei Tarifvereinbarungen, Arbeitszeit- und Besoldungsregelungen aufmerksam. Das könnte zur der Kostenentlastung nicht unerheblich beitragen und sollte bei den Strukturmaßnahmen gebührend beachtet werden. Die Rektoren mahnen eine Überarbeitung des Nebentätigkeitsrechts an, weil sich dadurch Handlungsspielräume zur Förderung von Leistungsträgern eröffnen. Der Minister sagt den Hochschulen die Unterstützung seines Hauses bei der Umsetzung von Maßnahmen im Personalbereich zu. Erneut weisen sie darauf hin, dass die zehnprozentige Kürzung der Hochschuletats nur nach Maßgabe der tatsächlich erreichten Kostenentlastungen erfolgen könne. In diesen Zusammenhang haben die Rektoren auch ihre Erklärung anlässlich der Unterzeichnung der Zielvereinbarungen vom 21.März 2003 gestellt.

 

Der Vorsitzende regt die Benennung eines ständigen Ansprechpartners für das Kultusministerium durch die Hochschulen bei den Beratungen zu Personalproblemen im Zusammenhang mit den Strukturveränderungen an. Die LRK wird  dem Kultusministerium eine Kontaktperson benennen.

 

Für eine zusätzliche Finanzierung personalwirtschaftlicher Maßnahmen im Zusammenhang mit Strukturveränderungen (vergleichbar der “TGr. 78”) sieht der Minister wegen der Finanzsituation keinerlei Spielräume.

 

Der Vorsitzende wird gemeinsam mit dem Minister nach Abschluss der Beratungen ein Gespräch mit dem Allgemeinen Hauptpersonalrat und den Repräsentanten der Studierenden führen. Die Rektoren erwarten, nach der Kabinettsbefassung umgehend über den Inhalt des Entwurfs eines neuen Hochschulstrukturplans informiert zu werden, was der Minister zusagt.

 

Zum weiteren Verfahren:

Der Minister versichert, der Entwurf des Hochschulstrukturplanes werde keine grundlegenden Überraschungen im Vergleich zum Planungsanstoß und den Überlegungen der Arbeitsgruppe enthalten, aber manches fortschreiben und Akzente setzen. Zwischen den beiden parallel arbeitenden Arbeitsgruppen Hochschulstruktur und Hochschulmedizin gäbe es zur Zeit noch relativ wenige Berührungspunkte, weil die AG Hochschulmedizin mit ihrer Arbeit noch nicht vor dem Abschluss stehe. Es werde aber eine Abstimmung insbesondere der Forschungskooperation erfolgen. Der Hochschulstrukturplan werde in eine gesetzliche Regelung überführt.