Vier Studierende der Juristischen und Wirtschaftswissenschaftlichen
Fakultät/Forschungsstelle für Transnationales Wirtschaftsrecht
der Martin-Luther-Universität konnten bei der europäischen
Auswahlrunde des "ELSA Moot Court Competition on WTO
Law" mit einer sehr guten schriftlichen Leistung aufwarten
und wurden mit dem Preis für die europaweit besten Schriftsätze
ausgezeichnet. Darüber hinaus nahm das Team auch erfolgreich
am diesjährigen Model-WTO Wettbewerb teil.
Der ELSA Moot Court fand dieses Jahr bereits zum fünften
Mal statt und wieder konnte das hallesche Team mit seinen
Leistungen, insbesondere im schriftlichen Bereich, überzeugen.
Bei einem Moot Court stellt sich den teilnehmenden Studierenden
die Aufgabe, für einen fiktiven Rechtsstreit, der aktuelle
wirtschafts- und völkerrechtliche Fragestellungen aufwirft,
eine überzeugende juristische Argumentation zu erarbeiten
und diese in Form von Schriftsätzen sowie mündlicher
Plädoyers zu präsentieren. Dieses Jahr drehte
sich alles um das Übereinkommen über Rechte des
geistigen Eigentums (TRIPS) und den Zugang zu Generika.
Wie bereits in den vergangenen Jahren war der Wettbewerb
in zwei Runden aufgeteilt, eine schriftliche und eine mündliche,
und wurde durchgehend in englischer Sprache durchgeführt.
Das von der Forschungsstelle für Transnationales Wirtschaftsrecht
(TELC) betreute Team verfasste seit Oktober 2006 zunächst
die Schriftsätze für die Kläger- und Beklagtenseite
in englischer Sprache. Nach der Abgabe der Schriftsätze
im Januar 2007 hat sich das Team mit großem Einsatz
auf den mündlichen Teil des Wettbewerbs vorbereitet.
Dabei mussten sich die Teams europäischer Universitäten
auch in diesem Jahr in einer regionalen Auswahlrunde bewähren,
die vom 22. bis 26. März 2007 in Cluj-Napoca, Rumänien,
stattgefunden hat.
Im Verlauf dieser europäischen Auswahlrunde musste
das Team jeweils für die Kläger- und Beklagtenseite
plädieren und sich in den auf höchstem Niveau
durchgeführten Verhandlungen den zahlreichen und oft
unerwarteten Fragen der Richter stellen. In den Vorrunden
wurden dem halleschen Team die Mannschaften der Universitäten
Helsinki und Edinburgh zugelost. Obwohl es den Hallenser
Studenten in beiden Verhandlungen gelang mit seinen rechtlichen
Argumenten zu überzeugen, verpasste das Team die Qualifikation
für das Halbfinale und damit auch die internationale
Finalrunde des Wettbewerbs denkbar knapp nach Punkten.
Auch wenn es für den Einzug in den mündlichen
Teil der internationalen Finalrunde nicht gereicht hat,
konnte sich das studentische Moot Court Team der MLU über
die Anerkennung für die herausragenden schriftlichen
Leistungen freuen und die Auszeichnung für die besten
Schriftsätze mit nach Halle bringen.
Anstatt sich jedoch mit diesem Ergebnis zufrieden zu geben,
ließ das Team aus Halle es noch einmal darauf ankommen
und bewarb sich um eine Teilnahme am internationalen oikos
Model-WTO Wettbewerb und wurde sogleich erfolgreich angenommen.
Der Model-WTO Wettbewerb, der vom 18. bis 22. Juni in St.
Gallen und Genf stattfand, stellte dabei eine gänzlich
neue Herausforderung für die Jurastudenten dar. Gefragt
waren nicht analytische Urteilsgabe und Gesetzesauslegung,
sondern politische Eigenschaften wie Verhandlungsgeschick
und Kompromissfähigkeit. Bei dieser Zusammenkunft handelt
es sich nämlich um eine fiktive Verhandlungsführung
im Rahmen der WTO, innerhalb derer man in die Rolle eines
bestimmten Landes schlüpfen und deren Interesse in
der WTO vertreten kann.
Das Team entschied sich dabei für die schwierige Lage
Brasiliens, das als einer der "Big Player" der
Schwellenländer die Verhandlungen in der WTO maßgeblich
beeinflusst. In diese Rolle hineinversetzt, bemühte
sich das Team um Koalitionen mit anderen Entwicklungsländern
um auf Industriestaaten Druck auszuüben, die vielverlauteten
Versprechen nach Anteilnahme auch der Entwicklungsländer
und der am wenigsten entwickelten Länder an der Globalisierung
einzuhalten. Dabei gelang es, viele Länder für
die Idee der nachhaltigen Entwicklung internationaler Wirtschaftsübereinkommen
zu gewinnen. Gleichzeitig konnten auch die Großen
Industrieländer wie die Europäische Union und
die USA von den Vorteilen überzeugt werden, sich den
Innovationen Brasiliens insbesondere im Bereich der Biokraftstoffe
und anderer Entwicklungsländer zu öffnen.
In diesem Rollenspiel verband sich notwendigerweise das
im Moot Court erlangte Wirtschaftsrechtliche Wissen mit
der Fähigkeit, zwar bestimmte Interessen durchsetzten
zu wollen, aber gleichzeitig nicht den Blick für Kompromisse
zu verlieren, auf die es in internationalen Verhandlungen
vorrangig ankommt.
Die nun bereits einjährige Beschäftigung des
Teams mit dem Recht der Welthandelsorganisation hat das
Team um viele Erfahrungen reicher gemacht und empfiehlt
insgesamt den Umgang der halleschen Universität mit
dem Internationalen Wirtschaftsrecht. Der doppelte Erfolg
zeigt, dass es sich lohnt, auch mit wenigen Erfahrungen
im WTO-Recht sich auf dieses Abenteuer einzulassen.
Das hervorragende Abschneiden des diesjährigen Teams
belegt einmal mehr den überdurchschnittlichen Leistungsstand
der Juristischen und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät
und der Forschungsstelle für Transnationales Wirtschaftsrecht
der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Kontakt:
Prof. Dr. Christian Tietje
Forschungsstelle für Transnationales Wirtschaftsrecht
Juristische und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Universitätsplatz 5
06099 Halle
Tel.: 0345 55-23180
E-Mail: tietje@jura.uni-halle.de
www.telc.uni-halle.de